Selbst in die Zukunft

Coronaler Denkzettel – wer und was bestimmt unsere gemeinsame Zukunft?
Einladung zur Mitgestaltung einer neuen Lebens- und Wirtschaftskultur
Der Schrecken hat einen Namen: SARS-CoV-2 oder COVID-19. Streng genommen wissen wir über den Erreger bislang relativ wenig. Das Virus hat die Fragilität unserer Zivilisation, unserer Wirtschaft und unseres Lebens offengelegt. Schleichende Panik, Ohnmachtsgefühle und Existenzängste werden präsenter mit jedem Tag der persönlichen Isolation. Das Kaninchen starrt gebannt und bewegungsunfähig auf den Kopf der Schlange.
Das Fundament, auf dem wir unsere Wirtschaft und Gesellschaft aufgebaut haben, ist ins Wanken geraten. Gewinne werden maximiert, Verluste verstaatlicht. Die bereits heute völlig überschuldeten Staaten werden sich um weitere Milliarden verschulden müssen. Ein Reset ist kein Ausweg. Wer meint, die alte, fragile und längst überholte Ordnung einfach wieder herstellen zu können, hat die Botschaft nicht verstanden. Wenn das heruntergefahrene System mit demselben imaginären Betriebssystem wieder hochgefahren wird, ist es abermals zum Scheitern verurteilt. Alles, was dann geschieht, ist Energieverschwendung, von aufschiebender Wirkung und kann sogar noch verheerendere Folgen haben.
Die Zeit ist überreif für einen tiefgreifenden Wandel
Wir wissen nicht, wie sich die aktuelle Krise weiterentwickeln wird. Schlimmeres ist zu befürchten wie beispielsweise weitere massive Kursschwankungen an den Börsen bis hin zu dramatischen Abstürzen, Rezession, die Insolvenz eines Teils der weltweit agierenden Unternehmen, Einschränkung der Freiheit und Autonomie, Einschnitte in unser soziales und kulturelles Leben. Die Wirtschaft und vielleicht auch der Staat werden sich von dem Shut-down und Log-out nicht so bald erholen. In dieser vertrackten Lage sind alle wachen Zeitgenossen unserer Gesellschaft gefordert, eine Kehrtwende zu einer zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftskultur einzuleiten. Wir benötigen ein Gesellschaftssystem, in dem die Wirtschaft und auch das Geld der Entwicklung des Menschen dienen; nicht umgekehrt. Wir scheinen nun viel Zeit zu haben in unserer aufgezwungenen Isolation. Vielleicht ist das jedoch bloß eine Illusion und die Zeit drängt in Wirklichkeit.
Eine zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftskultur entwickeln
Darum gilt es, sich jetzt auf den Weg zu begeben. Nutzen wir die Zeit, um uns mit unseren Gedanken und Gefühlen in die Zukunft zu wagen! Nehmen wir also die Zukunft selber in die Hand.
Es ist wichtig, dass jede/r Einzelne diesen Prozess mitgestaltet. Die Beschäftigung mit der Zukunft und dem, was jede/r will für eine moderne Gesellschaft, erschließt neue Potentiale und eröffnet Weitsicht. Eine wichtige seelische Bewegung jedes einzelnen Menschen in dieser schwierigen Zeit.
Zukunftslogbuch
Die Anregung im Sinne einer Einladung lautet, in den nächsten Tagen ein individuelles Zukunftskursbuch zu verfassen – zu Themen oder Fragen, die ihr euch ganz persönlich selbst stellt und die gleichzeitig dem Allgemeinwohl dient, also überpersönlicher Art sind. Beginnen wir, in dem wir einen Moment innehalten. Wo stehe ich jetzt und was sind meine Beobachtungen, ohne Urteile zu fällen? Dadurch wird ein freier Raum geschaffen für die Handlungsfreiheit eines jeden Menschen.
- Was gibt mir Hoffnung und Zuversicht, dass die Weltlage sich zum Guten wendet?
- Welche Themen sind für mich und für die Welt, in der wir leben, wichtig?
- Was will ich in der Zukunft – und was will ich nicht mehr?
- Für welche Werte stehe ich ein – persönlich für mich selbst und öffentlich für eine Verbesserung der herrschenden Missstände?
- Wofür werde ich mich einsetzen – für mich selbst und für die Welt?
Eine Pendelbewegung zwischen dem Blick auf uns selbst und auf die Welt gerichtet ist hilfreich. Um dem Kampf gegen Windmühlen zu entgehen, schauen wir auch auf unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten, etwas bei uns selber oder in unserem Umkreis zu verändern. Durch das Wahrnehmen des eigenen Handelns kann (Selbst-) Verantwortung entstehen.
Impulse für eine persönliche Reflexion
Wer bin ich? Lebe ich ein Leben, dass meinem Selbst entspricht und anderen dienlich ist?
Was sind meine ureigenen Fähigkeiten und wie kann ich diese zur Entfaltung bringen?
Übernehme ich die Verantwortung für mich und meine Gesundheit/Ernährung?
Wie gestalte ich meine persönlichen Beziehungen (privat, beruflich, öffentlich)?
Impulse für die Umsetzung in unserer Gesellschaft
1. Die Entdeckungsreise zu den Idealen, die du selber gestalten kannst….
2. Du kannst deine Gedanken und Themen in verschiedene Lebensfelder gliedern
3. Du kannst deine eigene Agenda anhand der folgenden exemplarischen Fragen klären:
- Wie können wir Bildung, Kultur, Forschung und Wissenschaft mit mehr Mitteln ausstatten und in aller Freiheit von Staat und Wirtschaft agieren und sich entwickeln lassen?
- Wie können wir unser Denken mehr auf die Ideale richten?
- Wie wollen wir uns zukünftig begegnen und unsere Gespräche, unser Zusammensein gestalten?
- Wie sieht eine zukünftige Medienlandschaft aus?
- Wie gehen wir in Zukunft mit den Qualitäten Zeit und Rhythmus und Ritualen um?
- Wie erzeugen wir eine Aufbruch-Stimmung zur Entwicklung einer menschlicheren und nachhaltigeren Gesellschaftsstruktur in allen Gesellschaftsschichten?
- Wie können die Fähigkeiten jedes einzelnen Bürgers am besten entdeckt und gefördert werden?
- Wie tauschen wir uns in Zukunft mit der Weltgemeinschaft aus? Wie können so die verschiedenen Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftsverhältnisse verbessert werden?
- Unser globales Geldsystem ist auf Schulden gebaut. Es funktioniert nur bei einem permanenten Wachstum. Wer profitiert davon? Willst du ein solches Geldsystem? Wie könnte aus deiner Sicht ein neues Geldsystem aussehen?
- Wo liegt dein Einfluss auf die Geld- und Wirtschaftsmacht? Wie willst du ihn in Zukunft nutzen? Wie willst du (als realarbeitende/r Bürger*in) deinen Einfluss stärken?
- Wie können Land, Immobilien, Geld, Unternehmen und Rohstoffe von der Spekulation befreit werden?
- Pharmaindustrie und Versicherungsbranche haben einen großen Einfluss auf das Gesundheitswesen. Denkst du, dass das allen Menschen dient? Wenn nicht, was willst du tun, damit alle Menschen einen neuen Zugang zum Gesundheitswesen erhalten?
- Welche Beteiligungsformen für demokratische Willensbildungsprozesse sind in Zukunft sinnvoll?
- Wie kann ein neues Steuersystem aussehen, und auf welchen Grundsätzen sollte dies aufgebaut sein?
- Geldschöpfung geschieht durch den Staat und die Geschäftsbanken durch neue Kredite. Wollen wir diese Machtkonzentration? Wenn nicht, wie können die Banken in eine real wertschöpfende Wirtschaft eingebunden werden?
- Wie können wir das Staatswesen nach den allgemeinen Menschenrechten ausrichten und schlanker organisieren?
- Wie kann eine Regionalwirtschaft der Zukunft aussehen?
- Wie wird eine existenzielle Grundsicherung laut den UN-Menschenrechten umgesetzt?
- Welche Einkommensmodelle sind für die Zukunft tragfähig und sinnvoll?
- Preise enthalten bereits heute einen hohen Anteil Spekulationsgewinne. Willst du Spekulationen, die nicht real wertschöpfend sind, verhindern? Wenn ja, wie?
- Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Was sind zentrale Gesichtspunkte?
- Die industrielle Landwirtschaft hat bereits einen großen Teil unserer Lebensgrundlage in Beschlag genommen und die Biodiversität zerstört. Was willst du dafür tun, um den Humus unserer landwirtschaftlich genutzten Flächen zu renaturieren?
- Berücksichtigt die Profitmaximierung die Bedürfnisse aller Bürger*innen/Menschen? Handeln wir solidarisch? Wenn du das für erstrebenswert hältst, wie soll die Wirtschaft für unsere Zukunft arbeiten? Was willst du dafür tun?
- Wie schaffen wir einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den Ressourcen?
4. Schau dir gerne die folgenden Werte an. Vielleicht wählst du sieben bis zwölf aus und nimmst diese zur Grundlage deines kreativen Schreibens.
Lust auf eine bessere gemeinsame Zukunft?
Auch wenn der Anfang anstrengen mag, wichtig ist es anzufangen.
Bitte schreibe deinen vollen Namen in den Blog, wenn du deine Gedanken, Ideen und Impulse öffentlich machen willst.
Dieser Blog ist ein Angebot, deine wertvollen Perspektiven, Reflexionen und Sichtweisen auf die Welt mit anderen Menschen zu teilen.
Er lädt dich ein, gemeinsam konstruktive Ansätze und Ideen zu sammeln. Die aktuelle Krise können wir auch als ganz große Chance nutzen, unsere Zukunft gemeinsam neu zu gestalten.
Wenn Du an einer breiten Diskussion und Erarbeitung einer neuen Lebens- und Wirtschaftskultur interessiert bist, dann leite diesen Aufruf oder den BlogLink bitte an Deine Freunde*innen und Kollegen*innen weiter. So kann sehr bald eine Aufbruchstimmung für eine bessere Welt entstehen.
Gerne kannst Du dieses Papier auch in eine andere Sprache übersetzen und in andere Länder versenden.
Osterzeit 2020
Initiatoren des Aufrufes
Rainer Monnet und Uwe Burka
Unterstützer*innen
Erhard Steiner, Prof. Karl-Dieter Bodack, Ulrike und Thomas Vogt, Ilmarin Mothes, Annette und Dr. Mohan Ramaswamy, Andreas Rebmann, Timothy Scherman, Dr. Monika Spahl, Simon Zbinden