In den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts sorgte Hans Jonas mit seinem Buch „Das Prinzip Verantwortung“ für Aufsehen. Zu Recht. In seinem epochalen Werk ging es Jonas darum zu klären, inwiefern es überhaupt eine Welt für unsere Nachfahren, für künftige Generationen des Menschengeschlechts geben kann. Denn diese Welt sah er gefährdet durch den Menschen selbst, durch dessen immer weiter fortschreitende Technologie, der mit diesem Fortschreiten verbundenen Zurückdrängung, ja, Vernichtung der Natur, sowie die Eindimensionierung unseres so und nicht anders gewordenen Lebens durch eine ausschließlich auf Wachstum konzentrierte, den Menschen als Konsumenten verabsolutierende Wirtschaft.
Jonas’ grundlegende Diagnose ist aktueller und akuter denn je, überschattet allerdings von einer neuen pandemischen, letztlich ebenfalls durch den Menschen verursachten viralen Katastrophe, in deren Folge wir nun eine weitere völlig neue, politische Dimension der Bedrohung erleben – einen in westlich demokratischen Gesellschaften noch nie dagewesenen Angriff auf die Souveränität und die Freiheit des Einzelnen. In einem selbstherrlichen Akt autoritärer Anmaßung werden dem Bürger elementar verbriefte Grundrechte suspendiert und die Mündigkeit abgesprochen. Schlimmer noch: Ein demokratischer Diskurs über Corona-Restriktionen musste gar nicht erst geführt werden, er wurde von einer Mehrheit der Deutschen noch nicht einmal gewünscht, wie die positiven Umfragen zum einmal mehr „Alternativlosigkeit“ beanspruchenden Handeln der Merkel-Regierung suggerieren. Haben wir denn Angst vor unseren bürgerlichen Souveränitäts- und Freiheitsrechten? Mehr noch: Scheuen wir die Selbstverantwortung – aus Prinzip? Das lässt nichts Gutes hoffen für unsere Zukunft… Denn die „Furcht vor der Freiheit“ (Erich Fromm) führt in den Totalitarismus.
Schreibe einen Kommentar